FKK im Arbeiterroman – ein "El Dorado für freie Menschen"

In den letzten Kapiteln des Arbeiterromans resümiert die Hauptperson Paul Merker über ihr Leben und den Sinn des menschlichen Daseins. Damit beenden die Peiner Nachrichten ihre Reihe mit Ausschnitten aus dem 250 Seiten starken Lebensroman eines Peiner Arbeiters vom Anfang des vergangenen Jahrhunderts und dazu gestellten Interviews, Berichten und anderen Geschichten aus der jetzigen Zeit.

Mit "Freie Körper" und "Gedanken" beschreibt Autor Bruno Herrmann, wie für Arbeiter Anfang des 20. Jahrhunderts ein "El Dorado für freie Menschen", wie er es nennt, aussehen konnte. Wesentliches Element war dabei für einige Peiner – und viele andere im Deutschen Reich damals – die Freikörperkultur.

Stadtarchivar Michael Utecht: "Auch diese Seiten haben – wie das gesamte Buch – besondere Bedeutung für die Geschichte unserer Stadt. Es gibt keine vergleichlichen Dokumente in unseren Archiven, die von der Freikörperkultur Anfang des 20. Jahrhunderts in unserer Region erzählen."

Der Autor Herrmann löst sich von den vielen tragischen Ereignissen der beruflichen und privaten Leben seiner Hauptfiguren: Die harte Arbeit im Walzwerk, Tod in glühenden Öfen, Grauen des Krieges, Entsagungen im täglichen Leben und andere erschütternde Ereignisse.

Stattdessen versucht Paul Merker mit seiner Familie, sich im Einklang mit der Natur zu fühlen und all das Schöne und Herrliche der Welt zu erkennen. Er radelt mit seinen Freunden in den heiteren, warmen Sommermonaten nach Hämelerwald zu einer abgelegenen Tannenwaldung mit einer großen Tonkuhle. "Ein herrliches Eldorado für freie Menschen", sagt Paul. "Ein Ort, voll mit großen Kindern mit lachender Seele und starker Lebensbejahung, Kinder der Sonne, des Lichts. Ein Bild, das an das Paradies erinnerte.

Utecht abschließend: "Es ist erstaunlich, dass immer wieder, meist unerwartet, ob in alten Büchern, Dokumenten oder anderen Schriftstücken, Informationen über das Leben der Peiner in den vergangenen Jahrhunderten auftauchen, mit denen niemand gerechnet hat. Dieses Staunen über Geschichte bleibt immer lebendig."

Quelle: newsklick.de / Bernd Stobäus / Peine

Foto: mdr/dpa bildfunk