Montag, 27. Mai 2013

fkk jugend: Wir brauchen Euch!!

fkk-jugend e.V. feiert 60 Jahre im Rahmen des Bundespfingstlagers

Das Paket war kompakt geschnürt. Bundespfingstlager, 60-Jahr-Feier und Ehemaligentreffen der fkk-jugend e.V. - es musste einiges auf die Agenda, als sich die jungen deutschen Naturistinnen und Naturisten am Pfingstwochenende am Sonnensee in Hannover trafen. Der Bund für freie Lebensgestaltung (BffL) Hannover war Gastgeber des mehr als 220 Mädchen und Jungen, Frauen und Männer starken Treffens für Kinder, Jugendliche und Junggebliebene, die sich der Freikörperkultur verbunden fühlen. Man hatte sich viel Mühe gegeben, um es für jede Teilnehmerin und jeden Teilnehmer zu einem unvergesslichen Ergebnis werden zu lassen. (Wofür den Teamern und den Gastgebern, den Kochenden und auch allen anderen ein großes Dankeschön gebührt.)

Die Gegensätze hätten nicht größer sein können. Die fkk-jugend e.V. feiert und sämtliche Besucherinnen und Besucher sind in dicken Outdoor-Jacken eingepackt. Die Sonne hätte am Pfingstwochenende mit aller Kraft vom Himmel scheinen sollen. Stattdessen tropfte der Regen von den Jacken und Zeltdächern hinab und schaffte es sogar, den Erdboden hier und dort so sehr in Schlamm zu verwandeln, dass man mit seinen Schuhen darin stecken blieb.

Ein Hauch von Western-Dorf

Nichtsdestotrotz wird das Bundespfingstlager 2013 der fkk-jugend e.V. in Erinnerung bleiben. Denn jeder hat die Gelegenheit gehabt, seinen Ort in der großen Veranstaltung  zu finden. Die Ehemaligen trafen sich beim Ehemaligentreffen mal wieder. Die aktuellen Verantwortlichen aus den Landesverbänden hatten die Möglichkeit gehabt, anstehende Projekte für die fkk-jugend e.V. zu planen. Die Kinder und Jugendlichen erlebten eine Vielzahl von Programmpunkten: Bullriding, Ponyreiten, kreative Workshops. Ein Hauch von Westerndorf ist durch das Gelände am Sonnensee gegangen. Dies war nicht nur aus dem Grunde, dass das Bundespfingstlager als Western-Lager stattfand und sogar der Bundesvorsitzende der fkk-jugend, Andreas Fischer, und viele Jugendverantwortliche per Steckbrief gesucht wurden. Ein Kopfgeld war auf jeden einzelnen ausgesetzt.

Besonders begehrt war der sogenannte „Nacki-Dollar“, mit dem die jüngeren Besucherinnen und Besucher Süßigkeiten am Sonnensee haben kaufen können. Der besondere Gag am „Nacki-Dollar“: das Konterfei des DFK-Präsidenten Kurt Fischer zierte den Geldschein. Ob die „Nacki-Dollars“ mit der eigenhändigen Unterschrift Kurt Fischers letztendlich im Museum landen ?

Brummender Bass und Wanderlied mit Klampfe

Wo sonst eine Natur-Idylle nur durch den Lärm der nahen Bundesautobahn beeinträchtigt wird, trieb in den Tagen des Bundespfingstlagers auch DJ Rob sein Unwesen. Moderner Sound, unterstützt durch brummenden Bass, brachte eine willkommene Unruhe an den Sonnensee.  Die Altvordern versammelten sich in gewohnter Manier mit Klampfe im Kreis und sangen so manches Wanderlied.

Wenn sechzig Jahre hinter einem Jugendverband liegen, ist dies Grund genug, Lobreden zu halten. Bei der fkk-jugend e.V. war es nicht anders. Der Präsident des Deutschen Verbands für Freikörperkultur (DFK), Kurt Fischer, fand am Sonnensee in Hannover die passenden Worte für den Geburtstag der fkk-jugend e.V. . Er ermunterte, sich in der fkk-jugend e.V. zu engagieren: „Wir brauchen Euch.“ Kurt Fischer zeigte sich beeindruckt von der „Kreativität und Ernsthaftigkeit unserer Bundesjugend und ihrer Aktiven in den Vereinen und Verbänden“.

Ein hartes Brot“ nannte der DFK-Präsident Kurt Fischer die heutige Jugendarbeit. Es gebe viele Schwellen zu überspringen. Konkret nannte er das Überangebot an Freizeitaktivitäten und Gestaltungsmöglichkeiten, flexible Schulangebote sowie komplizierte Arbeitsabläufe und aufwendige Studiengänge genannt. Er hat den anwesenden jungen Menschen Mut zugesprochen: „Findet Euch zusammen. Geht Partnerschaften ein. Alle müssen miteinander im Gespräch bleiben und unser FKK-Profil darstellen.“

Gemeinsame Geschichten schreiben“

Der amtierende Bundesvorsitzende der fkk-jugend e.V., Andreas Fischer, war sich mit Kurt Fischer einig. „Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an.“ Den Älteren rief er in Erinnerung, jede und jeder habe prägende Erfahrungen in der fkk-jugend gemacht, dass aus den ersten vorsichtigen Begegnungen mit der Freikörperkultur lebenslange Geschichten geworden seien. Wo in früheren Zeiten bündische Traditionen gepflegt worden seien, gehe es heute darum, Event-Charakter zu schaffen.
In den Naturistenvereinen vor Ort falle  es den Verantwortlichen oft schwer, Jugendarbeit zu gestalten. Landesverbände füllten die Lücke aus, um Kinder und Jugendliche an die fkk-jugend zu binden. Programmatisch formulierte er: „Es geht darum, gemeinsame Geschichten zu schreiben.“

Christoph Müller


Ey hör´ mal - Youth Spring Rally nach Norwich

Am Mittwoch-Nachmittag des 8. Mai 2013 startete die spektakuläre Reise der fkk-jugend e.V. zum jährlich stattfindenden Frühjahrstreffen der INF/ENY. Spektakulär war vor allem die Entfernung, wir legten 3006 Autokilometer zurück, dazu kamen noch jeweils 6 Stunden auf der Fähre. Hierzu aber später mehr.

Vom Startpunkt Berlin machte ich mich auf den Weg zum Osnabrücker Hauptbahnhof, welcher unser zentraler Treffpunkt war. Dort fanden sich gegen 21:30 Uhr unsere norddeutschen Teilnehmer ein. Maik (16) aus Hamburg, sowie Sören (18), Bjarne (16) und Timo (20) aus Lübeck. Die kürzeste Anreise bis dahin hatte wohl die Laura (16), sie wohnt ja nicht unweit von Osnabrück.

Weiter ging die Fahrt nach Wuppertal, denn dort auf dem Gelände des Lichtbund Wuppertal e.V. war unser Zwischenstopp. Bei der diesjährigen Bundesversammlung in Wuppertal erklärte sich der Verein sofort bereit unser Vorhaben zu unterstützen und uns Obdach zu gewähren. Wir kamen dort sehr spät an, sprangen aus dem  Kleinbus und wurden erst einmal schön durchgefüttert. Es wurden heiße Würstchen und Salate für uns vorbereitet und serviert.

In Wuppertal schloss sich am Abend noch Marco (17) aus Essen unserer Gruppe an, er erwartete uns bereits. Nach dem Essen (und es war schon sehr spät) wollten wir aber noch nicht ins Bett hüpfen, sondern erst einmal in die Mitternachtssauna und dann noch in den Pool. Nach einigen Sauna-Runden gab es tatsächlich noch einige Mutige, die sich von den doch noch sehr frühlingshaften Temperaturen nicht abschrecken ließen. Danach ging es in die Jugendhütte, diese wurde für uns samt Feldbetten zum Übernachten zur Verfügung gestellt.

Morgens um 7 Uhr bimmelten die Handys (früher gab es Wecker), erstaunlicher Weise gab es nicht so viele Probleme mit dem Aufstehen. Warum nicht? Wir machten uns am Abend den Plan, noch vor dem Frühstück in den Pool zu hüpfen. Wer nicht aufstehen will, sollte in den Pool gehüpft werden.

Um 8 Uhr stand auf dem reichlich eingedeckten Tisch bereits das Früstück parat. Zum Frühstück vergrößerten wir uns schon wieder, denn es schlossen sich Dario (14) aus Bergheim und Robin (19) aus Wuppertal unserer lustigen Jugend(reise)gruppe an. Außerdem ging es musisch weiter, denn alle fingen an zu singen. Der Grund hierfür, der Timo feierte mit uns seinen 21sten Geburtstag.

Um 9 Uhr des 9. Mai startet der Motor unseres Kleinbusses mit dem Ziel „Hoek van Holland“ am westlichen Zipfel der Niederlande, denn dort sticht am frühen Nachmittag die Fähre in See. Die Fahrt im Bus war sehr lustig, wir führten nette Gespräche, lernten uns alle besser kennen und sangen ab und zu mal ein paar Lieder. Bis auf ein paar Pipi-Pausen fuhren wir die Strecke in einem Stück durch und kamen pünktlich am Hafen an.

Beim Einchecken am Schalter wo die Ingrid drin saß, gab es leider die ersten Ausweis-Probleme. Ingrid rief den „Supervisor“ zur Klärung hinzu, dieser konnte uns leider auch nicht weiter helfen und lehnte die Einschiffung ab. Damit hatten wir überhaupt nicht gerechnet und es wurden daraufhin einige Gespräche geführt. Schließlich gaben wir uns geschlagen, aber der Sieg war noch nicht verloren! Erst einmal winkten wir unserer Fähre hinterher, die ganz ohne die fkk-jugend e.V. den Hafen von „Hoek van Holland“ verließ. Anschließend trafen wir die Vorkehrungen für einen weiteren Versuch und verließen anschließend das Hafengelände.

Damit der Tag (Timos Geburtstag) nicht so negativ endete, entschlossen wir uns dazu, einen kleinen Abstecher nach Amsterdam zu machen. So folgten wir den Anweisungen der netten Dame aus dem Navigationssystem und kamen im Zentrum von Amsterdam an. Der letzte freie Parkplatz gehörte uns.

Eine weitere Stunde später, nach einer Stadterkundung, leckeren Pommes und Pizza, einigen Beweisfotos und Überlebenstraining mit angreifenden Radfahrern, ging unsere Fahrt weiter.
Aber wohin nur? Ingrid hatte doch unseren Plan zunichte gemacht.

Erst einmal brauchen wir einen neuen und nahen Zwischenstopp zur Übernachtung. Nach nicht allzu langer Überlegung fiel unsere Wahl auf den FSG-Osnabrück e.V..
Auch dieser Verein ist stark mit der fkk-jugend e.V. verwurzelt und hat immer seine Türen für uns geöffnet. So machten wir uns einfach auf die Reise nach Osnabrück. Kurz hinter der holländischen Grenze konnte man wieder die Smartphones einschalten. Laura wurde beauftragt dort anzurufen.
Nach nicht einmal einer Gesprächsminute hatten die Osnabrücker unsere geschätzte Ankunftszeit und wir eine Zusage für kostenlose Verpflegung und Übernachtung.

So kamen wir am Abend in Bramsche auf dem Gelände des FSG-Osnabrück e.V. an und wurden herzlich empfangen. Die Würstchen auf dem Grill waren punktgenau fertig, dazu gab es noch Pommes und Salat. Anschließend (ihr ahnt es schon) wurden natürlich Traditionen gepflegt, so gab es wieder einige Saunagänge und der Pool durfte natürlich auch nicht fehlen.

Wir fielen alle in unsere Betten, bis uns am Freitag den 10.Mai um 7:00 Uhr der gedeckte Frühstückstisch wieder zum Aufstehen ermunterte. Dort genossen wir gemeinsam das Frühstück am reichlich gedeckten Tisch, mit Leuten aus dem Verein und dem Vereinsvorsitzenden Karl-Heinz, welcher auch in der fkk-jugend e.V. ein Ehrenamt hat.

Gegen 9:00 Uhr starteten wir den zweiten Versuch von der Europäischen Union in das Vereinigte Königreich einzureisen. Wir kamen wieder pünktlich an (was nicht anders von der Jugend zu erwarten ist) und diesmal machte uns Ingrid auch keinen Strich durch die Rechnung, wir befuhren schnellstmöglich unsere Fähre. Naja, die fkk-jugend e.V. fährt natürlich nicht mit jeder Fähre, es ist natürlich die größte Fähre der Welt, die Stena Hollandica.

An Bord angekommen wurde natürlich erst einmal alles erkundet, neben den Gastronomie-Angeboten gab es auch diverse Spielmöglichkeiten, für die ganz Kleinen oder für die Zocker-Generation, dazu ein Kino, verschiedene Ruhe-Bereiche und einen komplett eingezäunten Fußballplatz auf dem Deck. Dieser wurde natürlich von uns zu aller erst in Beschlag genommen, nach und nach kamen andere Jugendliche dazu und spielten mit uns.

Unser Schiff legte planmäßig ab und wir verließen den Hafen der Niederlande mit dem Ziel „Harwich“ in Großbritannien. Es war schönes, sonniges Wetter und somit die Gefahr von Eisbergen die uns kreuzten gering. Nach einem kleinem Meeting in unserem Konferenzraum ging es dann wieder zurück in den Sport-Käfig. Einige Engländer lernten auf der Fähre etwas deutsch von uns, denn sie lasen die Schrift auf den Sweatshirts vor: „fkk-jugend“. Man merkte wie stolz die Teilnehmer auf ihren Jugendsportverband waren, wo man sich ja sonst nicht so gerne mit diesem Schriftzug zeigt, schade irgendwie. Selbstverständlich hatten sie nicht die geringste Chance gegen uns.

So gegen 20:30 Uhr englischer Ortszeit (1 Stunde Zeitverschiebung) kamen wir im britischen Harwich an. Wir folgten ganz brav den Anweisungen des Personals und blieben trotz bereits begonnener Ausschiffung auf unseren Plätzen sitzen. Hier hatten wir bereits die ersten Schwierigkeiten mit der Verständigung, denn sie dachten wir wären „Foot&Train“-Gäste, nein wir waren „Car&Bus“-Gäste. So rannten wir zum Aufzug um auf das Parkdeck 3 zu gelangen.
Im Aufzug hörten wir dann die Durchsage „Mr. Andreas Fischer bitte zum Parkdeck 3....“. Es freute uns natürlich, dass wir persönlich aufgerufen wurden, denn mit soviel Persönlichkeit hätten wir nicht gerechnet. Auf dem Parkdeck 3 angekommen wussten wir dann auch warum sie uns so dringend suchten, denn es war komplett leergefegt, bis auf den Kleinbus der fkk-jugend e.V..

Den kleinen Schreck verdaut fuhren wir schnellstmöglich aus der Fähre hinaus und stellten uns als die Letzten an der lange Autoschlange an. Uns war natürlich etwas mulmig im Magen, denn hier auf dem königlichen, britischen Boden hatten wir es in Kürze mit der englischen Ingrid zu tun. Ob wohl alles glatt läuft?

Mit der englischen Ingrid und dem englischen Supervisor ging alles glatt, sie waren sehr nett zu uns. Die Frage ob wir Waffen, Sprengstoff und Drogen dabei haben, mussten wir verneinen. Was die wohl sonst für einreisende Gäste haben?

Allerdings gab es wieder Probleme ganz anderer Natur, welche zwar vorher schon bekannt waren, aber so in echt ganz anders wirkten. Das war zum einen das Navigationssystem, dieses hat so ziemlich alle Karten Europas gespeichert, aber …. naja ihr kennt die Antwort.
Robin, auch als „DJ Rob“ bekannt, wurde also zum Navigator auserkoren und musste den Google-Ausdruck bedienen. Schließlich einigten wir uns alle darauf, das Robin viel besser Musik macht und dabei bleiben sollte. Das zweite Problem war die Fahrweise der Engländer, es gab ungelogen niemanden der auf der richtigen Seite fuhr. Wir gaben uns schließlich nach einigen entgegen kommenden LKW´s und Kreisverkehren geschlagen und passten uns an.

Zwischenzeitlich wurde es dunkel und bald nicht mehr Freitag. So kämpften wir uns durch die Straßen Großbritanniens, wobei man auf den Autobahnen am Besten das Linksfahren üben konnte.
Dario hatte den Auftrag die Straßenschilder zu übersetzen, also von Meilen auf Kilometer umzurechnen. In den Ortschaften hielten wir öfters mal an, um in Gaststätten und Tankstellen uns den Weg beschreiben zu lassen. Wir kamen uns wie auf einer Schnitzeljagd vor, es machte richtig Spaß, aber dann doch wieder nicht, weil wir alle schon so k.o. waren.

Schließlich kamen wir ganz knapp noch am Freitag auf dem Gelände des „Broadlands Naturist Club“ an. Das Tor war geöffnet, anscheinend erwartete man noch die Teilnehmer der deutschen Föderation? Ja okay, wir hatten 24 Stunden Verspätung, aber wir hatten das Ziel erreicht!

Anhand des KFZ-Kennzeichens erkannte man unsere Herkunft, es kamen die ersten Leute angelaufen und begrüßten uns ganz herzlich. Nach einigen Unstimmigkeiten, wo wir nun unser schickes, neues Sahara-Zelt aufstellen sollten, entschlossen wir uns für den eindeutig besten Platz, genau neben den Pool. Hierbei sei gesagt, das dieser Pool in einem beleuchteten Glashaus ist, der uns zu dieser Nachtzeit den Aufbau ungemein erleichterte.

Der Aufbau des Zeltes ging recht zügig, die Isomatten und Schlafsäcke wurden für die Nacht vorbereitet, denn alle wollten noch am Abendprogramm der Broadlands teilnehmen. Leider musste ich den Aufbau des Zeltes noch bemängeln, da unsere Fahne noch nicht aufgehangen war. Dies wurde schnell nachgeholt und wir betraten das Vereinsheim. Dort wurden wir unter tosenden Applaus empfangen, man hatte sich wohl schon Sorgen um uns gemacht. Es gab noch extra Lunch-Pakete für uns, welche eigentlich für die Stadterkundung in Norwich gedacht waren. Lange hielten wir dann auch nicht mehr durch, aber das brauchten wir auch nicht, um 1 Uhr war Feierabend.

Am nächsten Morgen gingen wir gemeinsam und leicht verschlafen zum Frühstück. Man muss dazu sagen, dass die Engländer immer sehr bemüht waren, gutes Essen und Getränke zur Verfügung zu stellen. Nach dem Frühstück machten wir uns erst einmal auf den Weg zum nächstgelegenen Supermarkt, wo unsere englischen Pfund endlich mal zum Einsatz kamen.

Während ich und Sören als Delegierte der deutschen Föderation an der ENY-Generalversammlung teilnahmen, suchten sich die anderen Teilnehmer andere Beschäftigungen. Wie war es auch anders zu erwarten, der Tennisplatz wurde erobert. Statt Tennis wurde Fussball-Tennis gespielt, was auch viele Jugendlichen aus den anderen europäischen Ländern anzog.

Am Nachmittag stürmten wir den Pool und spielten alle gemeinsam Wasserball oder chillten einfach nur faul im Pool herum. Auch interessant war das UV-Painting, dazu wurden mitgebrachte schwarze T-Shirts mit UV-Farbe angemalt oder beschriftet. Was dies auf sich hatte, merkte man dann abends unter dem Schwarzlicht bei der UV-Disco. Aber so weit sind wir ja noch nicht.

Nach dem Abendbrot bzw. was man in England darunter verstand, gingen wir in die 4-Mann Sauna zu acht. Das war natürlich kein Vergleich zu Saunen in Deutschland. Die Besonderheit dieser Sauna  so sagte man uns, dass man dort nackt mit Handtuch reingehen dürfe. Das ließen wir uns natürlich nicht zweimal sagen und probierten diese Neuigkeit aus. Danach spielten wir noch einige Runden Tischtennis und Billard zusammen.

Am Abend hatten wir noch viele schöne Gespräche mit unseren neuen internationalen Freunden, Facebook- und E-Mail-Adressen wurden getauscht, unsere „aktuell“ war ziemlich schnell vergriffen und es startete das Nachtprogramm. Aufgelegt hat DJ Jim Russell, welcher auch als INF-Sportwart bekannt ist. Da dies leider zugleich unser letzter Abend in England war, feierten wir umso doller.
Die UV-Malerei wurde abends an der Bühne unter UV-Licht fortgesetzt, nur diesmal nicht auf Textilien, sondern auf dem Arm oder im Gesicht. Das Gute daran, am nächsten Morgen sah man nichts mehr davon, da es nur unter Schwarzlicht funktionierte.

Am Sonntag den 12. Mai mussten wir bereits kurz nach 5 Uhr englischer Zeit den Schlafsack verlassen. Warum denn so früh? Um 9 Uhr legte die Fähre im Hafen von Norwich ab, man muss 1 Stunde vorher zum „einschiffen“ anwesend sein, die Irrfahrt dorthin muss man auch einplanen und erschwerend kam hinzu, dass wir um diese Uhrzeit niemand anderes zum Zelt abbauen gefunden haben.

Traurig verließen wir also das Gelände des „Broadlands Naturist Club“ und machten uns auf die Fahrt nach Harwich. Dieses Mal schafften wir das ganz ohne Umwege in einer Rekordzeit von knapp 2 Stunden. Das Einschiffen verlief auch ganz problemlos, das Schiff hieß diesmal „Stena Britannica“. Nun hatten wir wieder 2 Probleme mit denen wir kämpfen mussten, diesmal war es der Hunger und die Müdigkeit des vorangegangenen Wochenendes. Diese beiden Dinge arbeiteten wir planmäßig in dieser Reihenfolge ab. In 2 Gruppen gingen wir uns abwechselnd im Bordrestaurant kulinarisch verwöhnen, wir hatten es uns schließlich verdient.

Von der weiteren Rückfahrt der Fähre kann ich euch nicht viel berichten, denn auch bei mir klappten die Augen zu. Wir waren ungelogen die leiseste Jugendgruppe an Bord!
Nachmittags (nach mitteleuropäischer Zeit) kamen wir im Hafen von „Hoek van Holland“ an, auch Ingrid war froh uns wieder begrüßen zu dürfen. Unser nächstes Etappenziel war wieder das Gelände des Lichtbund Wuppertal e.V., wo wir abends eintrafen. Dieses Mal stand Lasagne auf den Speiseplan, auch Würstchen wurden auf Wunsch noch zubereitet. Dabei bemerkten einige Teilnehmer, dass das heimische Essen immer noch am Besten schmeckt.

Zur Abwechslung waren wir nach dem Abendessen mal wieder in der Sauna und im Pool. Nun fragt ihr euch sicherlich wie es weiter geht, denn der nächste Tag war ja ein Montag, also ein ganz normaler Schul- oder Arbeitstag. Das ist uns auch bewusst gewesen und daher gab es im Vorfeld etliche Schulbefreiungen ausgestellt. Diese wurden von den Teilnehmern bei ihren Schul-Chefs vorgezeigt und trafen auf Verständnis und Unterstützung.

So konnten wir alle beruhigt ins Bett gehen und entspannt den Montag Morgen beginnen. Nach dem leckeren Frühstück setzten wir unseren Heimweg fort. Das nächste Ziel war ein Burger-Imbiss kurz vor Hamburg, wo wir unser Mittagessen einwarfen. In Hamburg angekommen verließ uns als erster  der Maik, weiter ging die Fahrt nach Lübeck. Dort stieg erst der Timo aus, etwas später dann Sören und Bjarne. Nun war ich ganz alleine und wollte auch nach Hause nach Berlin. Keine 5 Minuten später auf der Autobahn in Lübeck machte die Polizei auch noch schnell eine Foto als Andenken, naja wir sind halt begehrt.

In Berlin angekommen guckte ich nicht schlecht, als auf dem Tacho 3006 km stand. Es hat mir und meinen Teilnehmern aber riesig Spaß gemacht, wenn gleich es auch durch die kleineren Probleme recht anstrengend war. Es wollen alle im nächsten Jahr wieder dabei sein, wenn unsere Fahrt nach „La Betulle“ - Italien geht. Unser Ziel für das nächste Jahr ist die doppelte Teilnehmerzahl, bin gespannt ob das klappt?

Euer Andy


Text und Fotos: Andreas Fischer

Sonntag, 26. Mai 2013

„Nacktsein und Wandern brauche ich wie die Luft zum Atmen“

Nicole Wunram veröffentlicht Wanderführer zum „Wandern am Oberharzer Wasserregal“

Auf der Reise-und Camping-Messe habe ich sie das letzte Mal getroffen. An einem Stehtisch hat sie gestanden, mit ihrer ruhigen und souveränen Art. Mehrere Exemplare des Buchs „Nacktwandern“ in Griffnähe. Lesezeichen des Nacktwander-Guides in Sichtnähe. Immer wenn sich jemand nähert, lächelt sie, sucht den Kontakt und – man ist in ihren Bann gezogen. Nicole Wunram nimmt man die Freude am Nacktwandern ab. Spektakulär wirkt ihr sommerliches Hobby, unaufdringlich wirkt sie als Person.

Sie gilt als die Pionierin des Nacktwanderns. In diesem Jahr will sie mit einem zweiten Buch auf sich aufmerksam machen. Ihr zweites Machwerk ist auch der Leidenschaft des Wanderns (diesmal Textil) gewidmet. Das sogenannte „Wandern am Oberharzer Wasserregal“ hat sie mit ihrem Lebenspartner Markus Gründel erwandert. Aus der Beschreibung der 22 Textil-Wanderwege mit einer Gesamtlänge von über 100 km hat sie ein 176 Seiten dickes Buch gemacht. Zu einer einzigartigen Wanderregion gehört halt ein besonderer Wanderführer, geht es einem durch den Kopf. Dies hat sich Nicole Wunram offensichtlich auch gedacht, die es immer wieder schafft, ihre Leidenschaften gewinnbringend unter ein Dach zu bringen.
Wie weit geht denn die Begeisterung für das Schreiben? „Ich habe weit mehr Ideen im Kopf, als ich letztendlich umsetzen kann“, erzählt Nicole Wunram. Schon von Kindesbeinen an habe sie Freude am Formulieren und Fabulieren gehabt. Heute sei es so, dass sie ihre Hobbies auch schreibend begleiten will. Zu welchen Erfolgen dies führen wird, wird die Zukunft zeigen. Dass das Buch „Nacktwandern“ in der Freikörperkultur zu einem Standardwerk geworden ist, steht außer Frage.

Ihr naturistisches Zuhause hat Nicole Wunram beim Bund für freie Lebensgestaltung in Hannover gefunden. Die Internationale Familienfreizeit „Mee(h)r erleben“ gilt als fester Bestandteil des Kalenders der eigenen Patchworkfamilie. Die großen Nacktwanderungen in der Bundesrepublik sind feste Anlaufpunkte für Nicole Wunram und Markus Gründel. „Ereignisse, die man wie die Luft zum Atmen braucht“, meint sie im Gespräch. Da überrascht es nicht, dass sie auch Pfingsten 2013 im Eva-Kostüm auf dem Rothaarsteig wandert und bei „Mee(h)r erleben“ erneut ein Event anbietet.

Den Naturismus braucht Nicole Wunram nach eigenen Aussagen genauso wie das Schreiben. Es sei ein Ausgleich zur Arbeit als Bankkauffrau. Der  Naturismus gebe Freiheiten und das Schreiben eröffne Gestaltungsräume, die im beruflichen Alltag immer einmal vermisst würden. Diese innere Freiheit spürt man, wenn man ihr auf dem FKK-Campingplatz am Rosenfelder Strand im holsteinischen Grube begegnet. Dort sitzt sie oft mit einem Buch in der Hand, genießt die Sonne, die frische Luft und die Lektüre. Da schaut sie kurz hinter dem Buch hervor, lächelt einen an und verabredet die nächste Gelegenheit zur persönlichen Begegnung.

CM

Nicole Wunram: Wandern am Oberharzer Wasserregal, Conrad Stein Verlag, Welver 2013, ISBN 978-3866863514, 176 Seiten, 12.99 Euro.


Nicole Wunram: Nacktwandern, Conrad Stein Verlag, Welver 2011, ISBN 978-3866863071, 97 Seiten, 7.90 Euro.

Donnerstag, 23. Mai 2013

Philosophie des Körpers

Michela Marzano: Philosophie des Körpers, Diederichs Verlag, München 2013, ISBN 978-3-424-35080-7, 142 Seiten, 14.99 Euro.

„Schönheitsoperationen, Geschlechtsumwandlungen und Gesichtstransplantationen – der Körper des modernen Menschen ist ein Spielplatz seines Willens. Wir tunen, verändern und optimieren unseren Leib fast nach Belieben …“ Jawohl, unsere Körper sind zum Schlachtfeld des zeitgenössischen Menschen geworden. Jawohl, wir sind gezwungen, ein Verhältnis zu unserem Körper zu finden und auch zu bestimmen. In der naturistischen Bewegung gibt es sicher noch einen großen Nachholbedarf, wenn man zur Kenntnis nimmt, dass Diskussionen zu Piercings und Tattoos immer noch mit großem Engagement geführt werden.
Umso wichtiger erscheint es, sich beispielsweise mit der „Philosophie des Körpers“ der Italienerin Michela Marzano zu beschäftigen. Natürlich ist Marzanos „Philosophie des Körpers“ eine ausgesprochen anspruchsvolle Lektüre. Marzanos „Philosophie des Körpers“ gibt aber die Gelegenheit, sich einmal grundsätzlich mit dem Körper, dem eigenen Körperverständnis und der Beziehung zu seinem Körper auseinanderzusetzen. Sie beschäftigt sich nicht ausdrücklich mit der Freikörperkultur und den Begriffen des Naturismus.

Inhaltlich bringt die „Philosophie des Körpers“ einiges zur Sprache. Sie sieht den „Körper zwischen Natur und Kultur“. Die „Philosophie des Körpers“ spannt den Borgen „vom Monismus zur Phänomenologie“. Die „Philosophie des Körpers“ sinniert über den „Dualismus und seine Etappen“. Es geht um die „Reduktion des Menschen auf seinen Körper“ sowie die „Auslöschung der Identität“. Die Bandbreite ist groß, mit der sich der nachdenkliche Naturist beschäftigen darf.

Marzano zeigt philosophiehistorisch auf, wie die großen Denker den Körper gedacht und erlebt haben. Sie zeigt auf, wie sich die Sicht auf den Körper verändert  hat mit anderen gesellschaftlichen Fortschritten. Wenn Marzano das „Ich als Skulptur“ beschreibt, wird der nachdenkliche Naturist jedoch aufmerksam. Sie schreibt: „Die französische Künstlerin (gemeint ist die Bio-Künstlerin Orlan, der Rezensent) ist auf der Suche nach einem Körper, der ihr erlaubt, die Distanz zwischen dem Sein und dem Schein zu überwinden.“ (34)
Ist der gewöhnliche Naturist gleichfalls auf diesem Wege ? Wenn man die Freikörperkultur als Überwindung gesellschaftlicher Unterschiede versteht, wo das Sie zum Du wird, dann gibt das Buch „Philosophie des Körpers“ zahlreiche Anlässe zu einem Weiterdenken. Bleiben wir bei Orlan, über deren Haltung an einer anderen Stelle Marzano schreibt: „Das Individuum hat sowohl das Recht als auch die Möglichkeit, das, was es ist, nicht dem Zufall zu überlassen.“ (38) Der Aufschrei der organisierten FKK-Bewegung muss unüberhörbar sein, wenn man solche Sätze liest.

Leider gibt es jedoch eine Stille in der FKK-Bewegung, die es versäumt, entlang dieses Denkens die eigenen Haltungen vom Leben in Harmonie mit der Natur einmal zu überdenken und anzupassen. Vergleichbares gilt, wenn man liest: „Wenn wir laufen, essen oder Lust empfinden, empfinden wir uns eins mit dem Körper, denn wir sind ja der Körper … Und doch leben wir manchmal, als wäre unser Körper nichts als ein physisches Objekt wie die anderen Objekte in unserer Umgebung … Nah und fern zugleich eröffnet der Körper jedem Menschen die Erfahrung tiefster Intimität und radikalen Andersseins zugleich.“ (56)

Die „Philosophie des Körpers“ von Michela Marzano muss unter den Naturisten Ermutigung genug sein, das Verhältnis zu sich und zu seinem Körper zu reflektieren. Wenn die Naturisten in der Gegenwart ernstgenommen werden wollen, müssen sie sich der Herausforderung einer solchen Veröffentlichung stellen. So bliebe die Freikörperkultur auch ernstzunehmen ….


CM

Mittwoch, 15. Mai 2013

Jugendtreffen zieht in den Süden...


Erholung und Spass an der Adriaküste




Internationales Jugendtreffen zieht von Grube an die kroatische Adria


Jetzt machen die European Naturist Youth (ENY) und die fkk-jugend e.V. ernst. Im Jahre 2014 verdient das Internationale Jugendtreffen seinen Namen wirklich. Wenn das Internationale Jugendtreffen  zum dritten Mal stattfinden wird, wird dies im kroatischen Porec geschehen. Das Naturistencamp Solaris wird den Jugendlichen und jungen Erwachsenen für zwei Wochen Gastgeber sein. Der Bundesvorsitzende der fkk-jugend e.V., Andreas Fischer, freut sich: „Es werden zwei ereignisreiche Wochen an der Adriaküste sein, für die wir bereits schon die ersten Anmeldungen haben.“

Während des INF-Frühjahrstreffen im britischen Norwich sind die beiden Delegierten der deutschen ENY-Föderation Andreas Fischer (Bundesvorsitzender) und Sören Mathias (stellv. Bundesvorsitzender) mit dieser Neuigkeit an die Öffentlichkeit gegangen. Es hat einen guten Grund gegeben. Schließlich haben sie eine bereits fertige Vorankündigung zu dem bislang einmaligen Ereignis vorstellen können. „Die Planungen sind schon in vollem Gange“, heißt es aus den Kreisen der fkk-jugend e.V.

Was erwartet denn die Jugendlichen und jungen Erwachsenen, wenn sie mit auf die istrische Halbinsel reisen? „Vor allem werden sie Erholung, Sport und Spaß erleben“, kündigt Andreas Fischer an. Mit den Verantwortlichen des Naturistencamps Solaris im kroatischen Porec werde verhandelt, mit welchen finanziellen Mitteln welche Angebote machbar seien.  Ein Höhepunkt des Internationalen Jugendtreffens in 2014 im Naturistencamp Solaris wird der FKK-Karneval sein, der seit einigen Jahren in jedem August dort gefeiert werde. Man wolle aber auch mit scheinbar gewöhnlichen Lagerfeuern am Kiesstrand für unvergessliche Stunden sorgen, erzählt Andreas Fischer.

Die Resonanz auf die Ankündigung des Internationalen Jugendtreffens im kroatischen Naturistencamp Solaris sei groß gewesen, erinnert Andreas Fischer an das soeben erlebte INF-Frühjahrestreffen in Norwich. Mit acht Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Deutschland ist der Bundesvorsitzende der fkk-jugend e.V. vor Ort gewesen. Natürlich will er diese Zahlen im nächsten Jahr steigern, wenn über die Himmelfahrtstage das INF-Frühjahrstreffen in Italien auf Le Betulle stattfinden wird. Im Jahre 2015 sowieso, wenn das INF-Frühjahrstreffen nach Deutschland komme.

Optimistisch ist Andreas Fischer auch, dass er die Teilnehmerzahlen halten bzw. steigern kann, die das Internationale Jugendtreffen aus dem Stand im holsteinischen Grube erreicht hat, wo es parallel zur Internationalen Familienfreizeit „Mee(h)r erleben“ bislang seinen Platz hat. Umso mehr Rückendeckung sei von der Internationalen Naturisten-Föderation (INF) und dem Deutschen Verband für Freikörperkultur e.V. (DFK) zu erwarten, die ja traditionell finanzielle Unterstützer solcher Veranstaltungen seien.

Im englischen Norwich gab es nach der ENY-Generalversammlung die ersten Gespräche zwischen dem frisch gewählten ENY-Präsident Enrico Zappador und Andreas Fischer. Enrico Zappador kommt Andreas Fischer seinen Wunsch nach und wird mit einer italienischen Jugendgruppe am 2. Internationalen Jugendtreffen im holsteinischen Grube teilnehmen.
„Wir hoffen, dass wir nicht nur die Pflanze Internationales Jugendtreffen weiterhin pflegen können. Wir erwarten, dass mit diesem international bemerkenswerten Schritt die Saat breiter gestreut sein wird und die Ernte umso größer ausfallen wird“, resümiert Andreas Fischer.

Christoph Müller