Sonntag, 9. Januar 2011

Living Naked - ein Film, der Lust auf den Sommer macht...


Während ich beginne den außergewöhnlichen Film von Robert Salis zu beschreiben, sitze ich nackt in meinem Garten und geniesse nach einem Sommergewitter noch die letzten Sonnenstrahlen des Tages auf meiner Haut. Unter dem Eindruck des Films bin ich dankbar, dass sich mein naturistisches Leben nicht nur auf zwei Wochen im Sommerurlaub beschränkt und dass es in unseren Breitengraden mehr oder minder möglich ist, in der Gemeinschaft der Naturisten nackt zu sein.


Während Sie nun diese Zeilen lesen, ist es wahrscheinlich nichts mehr mit der nackten Bewegung in der freien Natur. Was bleibt, sind die Erinnerungen an den Sommer, an die Sonne und die Wärme.Und genau aus diesem Grund kann ich Ihnen die DVD „Living naked“ ans Herz legen. Die wunderschönen Bilderaus den naturistischen Zentren von Europa – mit demSchwerpunkt auf Frankreich - werden die Erinnerungen unterstützen und die Zeit bis zum nächsten Sommer kurzweilig gestalten.
Doch halt – so einfach ist es nicht!

Der Film ist nicht in erster Linie ein Film mit vielen schönen Bildern, sondern eigentlich zuallererst ein Dokumentarfilm – und zwar ein sehr ernster. Doch alles der Reihe nach…Gedreht wurde der Hauptfilm Mitte der 90er Jahre und ist von daher schon etwas älter, was sich nicht zuletzt an der fehlenden – damals noch nicht modernen - Intimhaarpflege erkennen lässt.

Die beiden Filme im Bonustrack sind jüngeren Datums und wahrscheinlich 2006 oder 2007 entstanden. Doch was kann eigentlich ein Film überNaturismus, über FKK und über Nacktheit? Eigentlich ist es zuerst ein Streifzug durch die Geschichte des Naturismus, beginnend im Frankreich des 18. Jahrhunderts und wird dann zusehends zu einem Film mit Interviews über die verschiedensten Facetten der freien Körperkultur. Es geht darum wie Menschen zum Naturismus gekommensind, wie sie ihn erleben, was die jeweiligen Schwerpunkte ausmacht und welchen Schwierigkeiten sie sich mit ihrer Umwelt stellen müssen. Zu Wort kommt dabei ein Querschnitt der naturistischen Gemeinschaft – Kinder und Erwachsene, einfache Arbeiter, Akadamiker und sogar ein Priester. Besonderes Gewicht in der Diskussion kommt der Frage zu, ob und wie Sexualität, Scham und Nacktheit zusammenhängen. Dabei lässt der Regisseur auch gegensätzliche Meinungen nebeneinander stehen und drängt keine eigene Meinung auf – überhaupt ist der Film nie aufdringlich oder entblösst die interviewten Menschen. Man spürt bei der Komposition der Interviews, dass das vorhandene Filmmaterial sehr zahlreich war und die Auswahl sehr präzise getroffen wurde. Ein französischer Soziologe gibt in einfachen Worten wieder, dass nackt nicht gleich nackt ist und welche Nacktheiten vorstellbar sind. Neben diesen – zwei kleinen – sozio-psychologischen Exkursen dreht sich natürlich auch ganz viel um die „üblichen“ Themen im Naturismus: Muss man sich ausziehen? Welcher Umgang empfiehlt sich mit jenen Menschen, die sich bekleidet im FKK Gebiet sich aufhalten? Was bedeutet nackt sein vor und mit anderen? Wie hat sich der Naturismus verändert? Sind es noch Werte, die uns Naturisten tragen oder sind wir nur konsumorientierte Urlaubs-Nackte? Ein Manko des Films ist vielleicht der französische Originalton mit deutschen Untertiteln. Und zwar einfach deshalb, weil er durch die vielen Interviews, die in deutsch ja gelesen werden müssen, etwas ermüdet und vielleicht einige Längen hat. Ob dieser Film diese Längen auch hätte, wenn er synchronisiert wäre (oder ich des Französischen besser mächtig wäre), kann ich nicht beurteilen.

Viele Fragen und viele Antworten – der Film regt dazu an, sich selber wieder neu damit zu beschäftigen, warum ich eigentlich ein Naturist bin. Und diese Diskussion – auch und gerade in der Partnerschaft oder in der Familie – können wir gut brauchen in unserer heutigen Zeit. Jeder von uns ist aufgefordert, ein wenig auf den Naturismus zu schauen und diesen zu pflegen, anderen davon zu erzählen und damit den Erhalt zu sichern. Auch wenn der Film – wohl ob der vielen nackten Haut – mit FSK 16 beurteilt worden ist, ist es definitiv ein Film für die ganze (Naturisten-) Familie.

Es grüßt Euch ganz herzlich,
Mike aus Tirol

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