Mittwoch, 16. Januar 2013

60 Jahre INF-FNI


„Eine Lebenseinstellung, die ihresgleichen sucht“
Sieglinde Ivo zum INF-Jubiläum

Eine besondere Bedeutung hat das Kaffeehaus für die Menschen, die in Österreich leben. Für diejenigen, die nicht in Wien oder Salzburg leben ist es der Bauernhof, wo frisches Bauernbrot, selbstgeräucherter Speck und Schinken, selbstgebrannter Schnaps und Most. Auch Sieglinde Ivo ist den Gewohnheiten ihres Heimatlandes verbunden, den täglichen Kaffee oder auch die Jause zu genießen. So bietet es sich an, eine Tradition für eine Gesprächskultur zu nutzen.

Auf eine Jause mit ….

Sieglinde Ivo, der Präsidentin der Internationalen Naturisten-Föderation (INF)

Liebe Sieglinde, ein großes Jubiläum wird die INF im Jahre 2013 feiern. Den 60. Geburtstag wird die INF feiern. Mit welchen markigen Worten würdest Du die vergangenen sechs Jahrzehnte beschreiben wollen?

Markige Worte…………ja das ist auch so eine Sache, an Stelle der „Markigen Worte“ sollte man eigentlich Taten setzen, aber das ist leichter gesagt als getan.
Also wagen wir mal einen kurzen Rückblick auf die hinter uns liegenden 60 Jahre. Da muss ich doch voll Anerkennung sagen, dass die Idee und die Gründung der INF-FNI eine tolle Sache war. Wenn man bedenkt, unter welchen widrigen Umständen damals eine „Internationale Sitzung“ stattgefunden hat? Die Anreise war mehr als beschwerlich. Die Menschen hatten ja auch nicht unbedingt die finanziellen Möglichkeiten dazu. Also höchster Respekt für die Leute, die damals das Ganze in die Hand genommen. Dann kamen 10…..20……30 Jahre Aufbauarbeit, hervorragend gelungen, denn viele Vereine sind in dieser Zeit entstanden. Alle Mitglieder hatten Zeit und jeder war mit Begeisterung dabei, auch mal einen Spaten in die Hand zu nehmen und körperliche Arbeit zu leisten für…….vielleicht eine Jause oder ein Danke von den übrigen Mitgliedern, die sich eben dann in anderen Dingen einbrachten. Aber es gab eine Zusammenarbeit und dieses Zusammengehörigkeitsgefühl hat „Berge versetzen“ können. Das ist jetzt ein bisserl übertrieben, aber es ist gewaltig viel geschehen in dieser Zeit, ohne Bagger und andere Hilfsmittel, wirklich nur mit der Schaffenskraft der einzelnen Mitglieder. Na ja und dann kam die „Blüte des Naturismus“. Die Jahre…..ich sag jetzt mal 1970 bis 1980. Der Naturismus „wäre“ ausbaufähig bis zum Umfallen, nur die Kapazitäten reichen nicht. Ich möchte nicht wissen, wieviele Vereine einen Aufnahmestop der Mitglieder veranlassten (in Österreich z.B. hatten alle Vereine leider keine Möglichkeit, neue Mitglieder aufzunehmen) und das ging dann flott und munter die nächsten  10 bis 15 Jahre weiter. Keiner dachte auch nur im Geringsten daran, dass uns das einmal einholen und auf den Kopf fallen würde.
 Was geschah aber in der Zwischenzeit? Ganz einfach, die Zeiten hatten sich geändert, Urlaub war nicht nur für - ich sag jetzt mal -  die oberen 10.000 ein Thema,  sondern auch die Mittelschicht konnte sich Urlaub leisten. In bald jedem Haushalt gab es ein Auto und damit auch die Möglichkeit, mit einem Zelt oder Wohnwagen unterwegs zu sein. In den südlichen Regionen schossen die Angebote und Urlaubsdestinationen für Naturisten nur so aus dem Boden. Was machten unsere Obmänner ? Sie freuten sich an organisierten Urlaubsreisen und vergaßen dabei ganz, sich darauf zu konzentrieren, in ihren Vereinen Möglichkeiten zu schaffen, mehr Mitgliedern aufnehmen zu können.  Bald selektierte man dann, Vereinsmitglieder und Nackturlauber… Vereinsmitglieder sind die guten Naturisten, Nackturlauber sind die nicht so guten Naturisten … An diesem Punkt möchte ich jetzt einen Punkt machen, denn das war genau der Zeitpunkt, als alle unsere Vorgänger „Stop“ hätten sagen müssen.

Was sind die anstehenden Aufgaben für die nächste Zeit, um die Zukunft der INF zu sichern?
Naturismus gibt es seit Jahrhunderten, organisierten und eingetragenen Naturismus erst ein bisschen weniger…… lang; daher ist vorrangig eines zu sehen, dass wir die Vereinsmitglieder-Naturisten und die Urlauber-Naturisten, die Wander-Naturisten und, und, und, zusammenbringen. Gemeinsam muss es doch ein leichtes sein, unsere Gruppe wieder zu dem werden zu lassen, das es einmal war……..eine Lebenseinstellung, die ihresgleichen sucht. 


Wie werden die 60 Jahre INF denn eigentlich in diesem Jahr gefeiert ?
Wir werden in Montalivet (dort wurde ja die INF-FNI gegründet) in diesem Jahr das Petanque-Turnier stattfinden lassen. Am Wochenende darauf wird es eine kleine Feier geben und sicherlich würden wir uns freuen, wenn viele Mitglieder anwesend sein könnten. Ich bin sicher, dass Montalivet günstige Preise für diese Zeit anbieten wird. Die Feier ist eigentlich dazu da, unseren Vorgängern für ihre geleistete Arbeit zu danken, und dann gleich 2 Schritte vorwärts in die Zukunft zu machen, Medien kontaktieren, im Internet präsent zu sein, die Jugend zu motivieren und Pläne für 2014 zu machen, denn was heuer gut und genug ist, ist morgen und nächstes Jahr erst recht, viel zu wenig.

Vor kurzem hast Du in einem Interview gesagt: „Wenn man seine Kleider auszieht, ist  man sich selbst ein Stück näher!“ Was magst Du heute hinzufügen?
Man ist „Mensch“.

Das Gespräch mit Sieglinde Ivo führte Christoph Müller

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