„Eine
Lebenseinstellung, die ihresgleichen sucht“
Sieglinde Ivo
zum INF-Jubiläum
Eine besondere
Bedeutung hat das Kaffeehaus für die Menschen, die in Österreich leben. Für
diejenigen, die nicht in Wien oder Salzburg leben ist es der Bauernhof, wo frisches
Bauernbrot, selbstgeräucherter Speck und Schinken, selbstgebrannter Schnaps und
Most. Auch Sieglinde Ivo ist den Gewohnheiten ihres Heimatlandes verbunden, den
täglichen Kaffee oder auch die Jause zu genießen. So bietet es sich an, eine
Tradition für eine Gesprächskultur zu nutzen.
Auf eine Jause
mit ….
Sieglinde
Ivo, der Präsidentin der Internationalen Naturisten-Föderation (INF)
Liebe Sieglinde, ein großes Jubiläum wird die INF im
Jahre 2013 feiern. Den 60. Geburtstag wird die INF feiern. Mit welchen markigen
Worten würdest Du die vergangenen sechs Jahrzehnte beschreiben wollen?
Markige
Worte…………ja das ist auch so eine Sache, an Stelle der „Markigen Worte“ sollte
man eigentlich Taten setzen, aber das ist leichter gesagt als getan.
Also
wagen wir mal einen kurzen Rückblick
auf die hinter uns liegenden 60 Jahre. Da muss ich doch voll Anerkennung sagen,
dass die Idee und die Gründung der INF-FNI eine tolle Sache war. Wenn man
bedenkt, unter welchen widrigen Umständen damals eine „Internationale Sitzung“
stattgefunden hat? Die Anreise war mehr als beschwerlich. Die Menschen hatten
ja auch nicht unbedingt die finanziellen Möglichkeiten dazu. Also höchster
Respekt für die Leute, die damals das Ganze in die Hand genommen. Dann kamen
10…..20……30 Jahre Aufbauarbeit, hervorragend gelungen, denn viele Vereine sind
in dieser Zeit entstanden. Alle Mitglieder hatten Zeit und jeder war mit
Begeisterung dabei, auch mal einen Spaten in die Hand zu nehmen und körperliche
Arbeit zu leisten für…….vielleicht eine Jause oder ein Danke von den übrigen
Mitgliedern, die sich eben dann in anderen Dingen einbrachten. Aber es gab eine
Zusammenarbeit und dieses Zusammengehörigkeitsgefühl hat „Berge versetzen“
können. Das ist jetzt ein bisserl übertrieben, aber es ist gewaltig viel geschehen
in dieser Zeit, ohne Bagger und andere Hilfsmittel, wirklich nur mit der
Schaffenskraft der einzelnen Mitglieder. Na ja und dann kam die „Blüte des
Naturismus“. Die Jahre…..ich sag jetzt mal 1970 bis 1980. Der Naturismus „wäre“
ausbaufähig bis zum Umfallen, nur die Kapazitäten reichen nicht. Ich möchte
nicht wissen, wieviele Vereine einen Aufnahmestop der Mitglieder veranlassten
(in Österreich z.B. hatten alle Vereine leider keine Möglichkeit, neue
Mitglieder aufzunehmen) und das ging dann flott und munter die nächsten 10 bis 15 Jahre weiter. Keiner dachte auch
nur im Geringsten daran, dass uns das einmal einholen und auf den Kopf fallen
würde.
Was geschah aber in der Zwischenzeit? Ganz
einfach, die Zeiten hatten sich geändert, Urlaub war nicht nur für - ich sag
jetzt mal - die oberen 10.000 ein Thema,
sondern auch die Mittelschicht konnte
sich Urlaub leisten. In bald jedem Haushalt gab es ein Auto und damit auch die
Möglichkeit, mit einem Zelt oder Wohnwagen unterwegs zu sein. In den südlichen
Regionen schossen die Angebote und Urlaubsdestinationen für Naturisten nur so
aus dem Boden. Was machten unsere Obmänner ? Sie freuten sich an organisierten
Urlaubsreisen und vergaßen dabei ganz, sich darauf zu konzentrieren, in ihren
Vereinen Möglichkeiten zu schaffen, mehr Mitgliedern aufnehmen zu können. Bald selektierte man dann, Vereinsmitglieder
und Nackturlauber… Vereinsmitglieder sind die guten Naturisten, Nackturlauber
sind die nicht so guten Naturisten … An diesem Punkt möchte ich jetzt einen Punkt machen, denn das
war genau der Zeitpunkt, als alle unsere Vorgänger „Stop“ hätten sagen müssen.
Was sind die anstehenden Aufgaben für die nächste Zeit,
um die Zukunft der INF zu sichern?
Naturismus
gibt es seit Jahrhunderten, organisierten und eingetragenen Naturismus erst ein
bisschen weniger…… lang; daher ist vorrangig eines zu sehen, dass wir die
Vereinsmitglieder-Naturisten und die Urlauber-Naturisten, die Wander-Naturisten
und, und, und, zusammenbringen. Gemeinsam muss es doch ein leichtes sein,
unsere Gruppe wieder zu dem werden zu lassen, das es einmal war……..eine
Lebenseinstellung, die ihresgleichen sucht.
Wie werden die 60 Jahre INF denn eigentlich in diesem
Jahr gefeiert ?
Wir
werden in Montalivet (dort wurde ja die INF-FNI gegründet) in diesem Jahr das
Petanque-Turnier stattfinden lassen. Am Wochenende darauf wird es eine kleine
Feier geben und sicherlich würden wir uns freuen, wenn viele Mitglieder
anwesend sein könnten. Ich bin sicher, dass Montalivet günstige Preise für
diese Zeit anbieten wird. Die Feier ist eigentlich dazu da, unseren Vorgängern
für ihre geleistete Arbeit zu danken, und dann gleich 2 Schritte vorwärts in
die Zukunft zu machen, Medien kontaktieren, im Internet präsent zu sein, die
Jugend zu motivieren und Pläne für 2014 zu machen, denn was heuer gut und genug
ist, ist morgen und nächstes Jahr erst recht, viel zu wenig.
Vor kurzem hast Du in einem Interview gesagt: „Wenn man
seine Kleider auszieht, ist man sich
selbst ein Stück näher!“ Was magst Du heute hinzufügen?
Man
ist „Mensch“.
Das Gespräch mit
Sieglinde Ivo führte Christoph Müller
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